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Nach einer Federzeichnung von einer Flurbegehung um fünfzehnhundertsiebenundsiebzig waren es um diese Zeit im Ziegelbachtal fünf Mühlen. Ein im Vermessungsamt Lohr vorliegender Ortsplan von achtzehnhundertsechsundvierzig weist sechs Mühlen auf. Die letzte Mühle vor der Mündung des Ziegelbaches in den Main, wo noch ein Kellergewölbe vorhanden ist, wurde erst nach siebzehnhundert gebaut.
Die erste Mühle unterhalb Wiesenfeld – Obermühle genannt – stand etwa 600 Meter oberhalb der Knoblachsmühle, rechts am Hang. In dem im Vermessungsamt in Lohr vorliegenden Ortsplan von 1846 ist die Mühle noch eingezeichnet, jedoch als kleine Mühle. Diese wird wegen der noch geringen Wasserkraft wenig leistungsfähig gewesen sein. Es wird erzählt: Zuletzt wohnte nur noch der Müller allein in der Mühle. Er hätte die Mühle angebrannt und vom Wald aus dem Feuer zugeschaut. Als Feuerwehr und Polizei kamen, hätte er gesagt: „Lasst doch das Mühle brennen, hab so schon genug geweint! Er sei dann in eine Nervenheilanstalt gekommen. Das war so um Achtzehnhundertfünfzig.
Wo der Wald links bis an den Bach vorspringt, ist rechts eine Erhöhung in der Wiese, unterhalb dieser entspringt eine starke Quelle, jetzt in den Bach eingeleitet. Da wird die Mühle gestanden haben. Die zweite Mühle fünfzehnhundertsiebenundsiebzig und noch achtzehnhundertsechsundvierzig war Knoblachsmühle genannt. Von dieser Mühle steht noch die Scheune. Diese war landwirtschaftlich am günstigsten gelegen, in schöner sonniger Lage.
Diese Mühle war Eigentum der Freiherrn von Hutten in Steinbach, die ja in Wiesenfeld ein 150 Hektar großes Gut besaßen und noch 40 Hektar Wald, wovon 36 Hektar im Tal gegenüber der Kargesmühle lagen. Die Mühle samt Landwirtschaft war verpachtet. Der letzte Pächter war Theodor Kohlhepp, geboren in Rohrbach, war Gemeindeschäfer in Halsbach und pachtete 1903 dieses Anwesen. Er legte die Mühle still und betrieb neben der Landwirtschaft eine eigene Schäferei. 1917 kaufte Kohlhepp in Rettersbach ein Bauerngut, behielt aber dieses Anwesen dabei. 1920 wurde Wohnhaus mit Mühle durch die Hutten`sche Verwaltung abgebrochen. Der Sohn Hermann kaufte 1949 das gesamte Anwesen und bewirtschaftete es von Wiesenfeld aus, wie schon zuvor seit 1925. Die gut erhaltene Scheune wurde als Schafscheune benutzt.
Die Kargesmühle im Ortsplan von achtzehnhundertsechsundvierzig so genannt, fünfzehnhundertsiebenundsiebzig noch Gelsenmühle, liegt links des Baches. Am Haus steht die Jahreszahl 1720. Das Gebälk der Scheune ist von der achtzehnhundertvierundneunzig eingelegten Talmühle.
Zur Mühle gehören etwa zehn Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche, zusammenhängend in starker Hanglage und schwer zu bewirtschaften, dazu noch im Tal mehrere Holzschläge. Feld und Wiesen liegen größtenteils und der Wald ganz auf Halsbacher Markung. Das Gehöft dagegen liegt fast ganz auf Wiesenfelder Markung. Nach alten Urkunden bestanden dort öfter Grenzstreitigkeiten wegen Gemarkungsgrenzen Halsbach/ Wiesenfeld.
Es wird erzählt: Der frühere Mühlenbesitzer war bankrott. Andreas Wiesner aus Schaippach war Knecht in Halsbach. Er kaufte die Mühle vom Bankhaus Merger in Kitzingen. Das war achtzehnhudertzweiundsiebzig.
Seine erste Frau war kinderlos. Aus seiner zweiten Ehe (1902) mit Margaretha, geb. Brückner aus Halsbach, stammten zwei Söhne. Otto, geb. 1903 und Josef, geb. 1904. Die östlich des Baches gelegenen Wiesen kaufte Wiesner noch dazu. Die Mühle war bis kurz nach dem ersten Weltkrieg noch in Betrieb, Teile der Mühleneinrichtung sind noch vorhanden.
Das Mühlrad hatte einen Durchmesser von fünf Metern, die Schaufeln 50 cm breit und 30 cm tief. Die Mühlsteine hatten einen Durchmesser von einen Meter, die Steine für Schroten waren etwas schwächer. Die Mühle war für die damalige Zeit gut eingerichtet. Mittels einer langen Welle konnten mit Wasserkraft auch Maschinen im Hof angetrieben werden. Nach dem Tod des Andreas Wiesner 1920, führten die beiden Söhne die Landwirtschaft weiter. Die Mühle wurde nur noch für den Eigenbedarf benutzt, 1935 übernahm Josef das Anwesen. Er kam vom Krieg nicht mehr heim. Dann führte sein Bruder die Landwirtschaft. Im März 1948 wurde die Mühle von drei Polen überfallen. Otto hatte drei Rippen gebrochen und schwere Kopfverletzungen. Er stellte sich tot; da ließen die Polen ab und flüchteten. Noch in der Nacht wurden sie in Harbach an der Fähre verhaftet. Otto starb 1969. Seitdem betrieben die Frau des Josef Wiesner und die Frau des Otto Wiesner mit ihren vier Kindern mühselig die Landwirtschaft.
Die Veitenmühle, fünfzehnhundertsiebenundsiebzig noch Stiermühle, bei der Katasteranlegung achtzehnhundertvierzig dann Freitagsmühle genannt (die Namen der Mühlen wechselten oft nach dem Namen des jeweiligen Eigentümers) wird erwähnt, als tausendvierundachtzig das Kloster Hirsau den Berg Schönrain erwarb und darauf ein Kloster baute.
Zur Mühle gehörten die umliegenden Felder und Wiesen. Um achtzehnhundert nannten sich die Besitzer der Mühle Freytag, daher der Name der Mühle.
Im Besitzerverzeichnis von siebzehnhundertdreiundachtzig ist der Name Hans Freytag, achtzehnhunderteinundreißig Georg Freytag, danach und achtzehnhunderteinundfünfzig Anna Maria Klühspies Witwe, Um achtzehnhundertsechzig/ siebzig Michael Klühspies, achtzehnhundertvierundachtzig Josef Schmitt, 1900 Josef Schmitt, 1920 Adalbert Schmitt.
Weiter unten im Tal, unterhalb des Schönrains, standen noch zwei Mühlen, die Ziegelmühle, zuletzt Heppelsmühle, und die Thalmühle, zuletzt Betzenmühle genannt. Die Äcker dieser Mühlen waren gegenüber am Osthang des Talbergwaldes. Heute sind sie mit Wald bepflanzt. Beide Mühlen samt allen Grundbesitz kaufte Baron von Hutten in Steinbach und ließ diese um achtzehnhundertvierundneunzig einlegen, angeblich wegen der starken Wilderei.
Die Heppelsmühle fünfzehnhundertsiebenundsiebzig und später Ziegelmühle genannt, wurde gleich der Stiermühle ebenfalls beim Erwerb des Berges Schönrain tausendvierundachtzig erwähnt.
Die Mühle lag südlich des Schönrain-Berges. Das Triebwasser zur Mühle wurde bei der Quelle zur heutigen Wasserleitung in Halsbach im Graben den Wald entlang zugeleitet. An Namen der Eigentümer der Mühle sind noch Fischer, zuletzt Mehling und Heppel bekannt.
Nach Berichten aus dieser Zeit soll die Mühle in schlechtem baulichen Zustand gewesen sein, die Eigentümer finanziell schlecht gestellt, wie Berichte aus Armenpflegschafts und Gemeindeausschußsitzungen bestätigen.
Nach einem Sitzungsprotokoll von achtzehnhundertsechsundachzig hatte Peter Heppel der Gemeinde Halsbach die Mühle zum Kauf angeboten. Wegen Überschuldung dieser Mühle lehnte der Gemeindeausschuss den Kauf ab.
Die letzte Mühle, die Thalmühle, stand südlich des Schönrainberges, wo noch ein Kellergewölbe vorhanden ist. Diese Mühle wurde erst nach siebzehnhundert gebaut. So viel aus Urkunden zu entnehmen ist, hat die Mühle ein Freidach, gebaut wohl aus der Veitenmühle – damals Freitagsmühle – stammend. Diese Freitags sollen sehr wohlhabend gewesen sein. Interessant ist, dass ein Knecht der Thalmühle geheiratet hat und trotzdem als Knecht mit höherem Lohn behalten wurde, was um diese Zeit selten war. Das Mühlanwesen soll noch bei seiner Einlegung achtzehnhundertvierundneunzig ein stattliches Gehöft gewesen sein. Nach einer Urkunde im Halsbachschen Weisbuch von sechzehnhundertdreiundneunzig vom 16. Juli siebzehnhundertachtundvierzig beschwerte sich der Besitzer der Ziegelmühle über die Konkurrenz dieser Neumühle, das Vereinbarungen nicht gehalten würden. So entschied nach vergeblicher Warnung der Fürstbischof von Würzburg mit Erlass vom 16. Juli siebzehnhundertachtundvierzig, dass das Mahlrecht in der Umgebung dem Ziegelmüller zusteht; der Thalmüller – Neumüller genannt – solle sich Landschaft woanders suchen.
Die Betzemühle – so genannt, weil deren Eigentümer Betz hieß, war eine Gipsmühle. Die Steine kamen mit dem Schiff aus Wernfeld-Sachsenheim, wo ebenfalls eine Gipsmühle war. Die Mühle hatte eine eigene Laderampe und eigenen Zugang zum Main, Gipsrutsche genannt, wo die Steine ausgeladen und der gemahlene Gips eingeladen wurde.
Der gemahlene Gips – schwefelsaurer Kalk – wurde wohl damals unter anderem auch als Düngemittel, besonders bei Klee verwendet. Der Erfinder des Blitzableiters Benjamin Franklin, war nebenbei ein fortschrittlicher Landwirt. Um den Farmern zu beweisen, dass Gips eine gute Düngerwirkung hat, streute er auf seinem an der Straße gelegenen mit Klee bestellten Acker, Gips in mannsgroßen Buchstaben „Hier ist gegipst”. An den dunklen Streifen mit auffallend besseren Bestand sah man die Wirkung. Das war um diese Zeit. So wurde in früheren Zeiten die Wasserkraft des Ziegelbaches voll genutzt, vor allem zur Versorgung der Bewohner der umliegenden Dörfer mit Mehl. Die Wasserführung des Baches war nicht sehr stark. In anhaltenden Trockenzeiten reichte manchmal die Wasserkraft nicht zum Antrieb des Mühlrades. So musste bei stärkerer Wasserführung auf Reserve gemahlen werden.
Wie überall durch Entwicklung der Technik hat sich auch hier alles geändert. Von den sechs Mühlen sind zwei ganz verschwunden, die Obermühle und die Ziegelmühle, von der KnobIachsmühle steht noch die Scheune, von der Thalmühle ist noch ein Kellergewölbe vorhanden.
Die Karges- und Veitenmühle sind noch bewohnt, der Mühlenbetrieb stillgelegt. Wie lange wird es noch dauern, bis auch diese verschwinden, wenn diese nicht für andere Zwecke wie Fremdenpension, Weide und Schaf- oder Ponnyhaltung genutzt werden.
Auszug aus dem Artikel von Vinzenz Stenger
Erschienen in der Lohrer Zeitung im Januar 1975, aufbereitet durch den Förder- u. Geschichtsverein Gefährten Schönrains und Freunde e.V. und umgesetzt mit freundlicher Unterstützung des Architekturbüro Herrmann aus Lohr.
Diesen, durch KI vorgelesenen Text, haben wir im Vorfeld um einige Textpassagen gekürzt und angepasst. Der Vorlesetext über die Mühlen im Ziegelbach ist Teil 3 eines Gesamtprojekts.
Weitere Geschichten rund um Schönrain gibt es auf unserer Webseite www.schoenrain.de oder über weitere QR-Codes zu entdecken.
Vielen Dank für Deine Aufmerksamkeit.