Erste urkundliche Erwähnung 1159: Hofstetten feiert das 850-jährige Bestehen
Im Jahr 1159 wurde Hofstetten erstmals urkundlich erwähnt. Die Geschichte des derzeit 430 Einwohner zählenden Dorfes dürfte allerdings weiter zurückreichen, wie Funde aus der Sammlung des Hobby-Archäologen Hans-Jürgen Langwieser belegen.
Neben verschiedenen Schabern, Pfeilspitzen aus der Jungsteinzeit findet sich auch eine keltische Münze, datiert um 50 nach Christus, unter seinen historischen Schätzen, die er auf den Äckern rund um Hofstetten aufgesammelt hat. Durch Sammlungsanhäufungen konnten drei keltische Hof-Stätten nachgewiesen werden.
In der besagten 850 Jahre alten Urkunde wird neben anderen Siedlungen der Ort „Hovesteti“ genannt, als der Würzburger Bischof Gebhard von Henneberg als Lehensherr des rieneckischen Ortes Hofstetten und dem oft zitierten Hof Spurca, (auch Spurcaha), dessen tatsächliche Lage bis heute nicht eindeutig geklärt ist, einen Tauschvertrag zwischen dem Hirsauer Benediktinerpriorat Schönrain und dem Grafen Ludwig von Rieneck bestätigte.
Die Geschichte von „Höscht“ ist wie die seiner Nachbarn Massenbuch und Halsbach eng mit dem ehemaligen Kloster Schönrain verbunden. Das um 1080 gegründete Priorat des Schwarzwälder Mutterhauses sollte im Investiturstreit zwischen Papst und Kaiser den Papsttreuen als nördlicher Stützpunkt dienen. Die Größe der dreischiffigen Basilika auf dem Bergsporn über dem Maintal lässt sich anhand der auf dem Gelände zu bewundernden romanischen Säulenfragmente nur noch erahnen.
Zur Urpfarrei Wiesenfeld
Nachdem der Bildhäuser Haufen mit den Münnerstädter Anführern Hans Scharr und Hans Schnabel 1525 im Bauernkrieg das Kloster zerstört hatte, baute 1556 der letzte Graf von Rieneck, Philipp III., ein Amtshaus im Stil der Renaissance, das seiner Frau Margarete als Witwensitz diente. Bis 1818 war Schönrain bewohnt, zuletzt als Forstamt, und war dann dem Verfall preisgegeben. Hofstetten gehörte als Gemeinde zur Urpfarrei Wiesenfeld und wurde 1400 eigene Pfarrei.
Das bewohnte barocke Pfarrhaus von 1714 ist zusammen mit der 1610 nach der Gegenreformation durch Weihbischof Eucharius Sang dem heiligen Michael geweihten Pfarrkirche das markanteste Ensemble im Dorfkern. Dank privater Initiativen konnten in den vergangenen Jahren außerdem wertvolle alte Gebäude erhalten und renoviert werden.
Zum Dorfleben gehörte schon immer der Fluss. Ursprünglich verband eine Furt die bedeutende Birkenhainer Straße mit dem Waldsassengau auf der linken Mainseite, später konnten die Einwohner der heutigen Gemündener Ortsteile Langenprozelten und Hofstetten Jahrhunderte lang bis 1973 mit der Fähre das Wasser überwinden. Nach Vollendung der Mainbrücke im drei Kilometer entfernten Gemünden wurde zuerst die Wagenfähre und danach gegen den Widerstand der Bevölkerung auch die Personenfähre abgeschafft. Trotzdem werden nach wie vor die gewachsenen Verbindungen über den Main zu den „Proazellern“ auf Familien- und Vereinsebene gepflegt.
Das Leben in Hofstetten war wie in vergleichbaren Dörfern der Region von der Landwirtschaft und der Arbeit im Wald geprägt. Mit der Industrialisierung wandelte sich auch unterhalb des Geisbergs, mit 420 Metern die höchste linksmainische Erhebung des Spessarts, das soziale Gefüge. Meistens wurde Ackerbau und Viehzucht nur noch im Nebenerwerb ausgeübt und der Bau der Kreisstraße nach Karlstadt und nach Lohr in den 1960er Jahren brachte neben dem schnelleren Weg zur Arbeit für die Pendler auch den belastenden Durchgangsverkehr.
Stolze Bürger
Heute sind die Bürger stolz auf den eigenen Kindergarten, die sieben Abteilungen der Allgemeinen Sportvereinigung und die renommierte Blaskapelle. Die Garten- und Blumenfreunde sorgen sich um das Ortsbild, die Feuerwehr ist gut gerüstet und der Verein Bürgerinitiative Wasser kämpft weiter gegen das Abpumpen des Grundwassers durch den Zweckverband Mittelmain.
Für die Touristen bietet Hofstetten neben einem Fünf-Sterne-Campingplatz als Sehenswürdigkeit die im ursprünglichen Zustand erhaltene Echterkirche mit dem wertvollen Altarbild aus der Riemenschneiderzeit sowie Tausende hochstämmige Obstbäume am Seichthang des Mains, die zahlreichen Vogelarten als Unterschlupf dienen.
Quellen: Chronik von Gymnasialprofessor Betz aus der Festschrift der Blaskapelle Hofstetten (1970). Realschematismus der Diözese Würzburg.