Rubrik: Text und Schriftensammlung

Relikt der Ruine Schönrain jetzt im Spessartmuseum

Main-Post vom 03.03.2009

(wde) Das Spessartmuseum in Lohr ist um ein Ausstellungsstück reicher: einen mit einer Fratze verzierten Sturz eines Oberlichts, der vermutlich von der Ruine Schönrain stammt und wahrscheinlich an die 500 Jahre alt ist.
Am Dienstag fand die offizielle Übergabe des Reliktes statt.
Dass der sandsteinerne Sturz überhaupt im Museum gelandet ist, ist dem vor viereinhalb Jahren gegründeten Verein Gefährten Schönrains & Freunde (GSF) sowie der Familie Haas aus Massenbuch zu verdanken.
Aber der Reihe nach.
Laut GSF-Vorsitzendem Oliver Herrmann stießen die Gefährten Schönrains in den Schriften des Lohrer Geschichtsvereins auf einen 1974 verfassten Artikel über die Klosterruine Schönrain, in welchem Dr. Rudolf Kuhn eine kunsthistorische Analyse und Würdigung der Baureste vornahm.
Aus diesem Text ging hervor, dass das Objekt in einem Haus oder einer Scheune entweder in Wiesenfeld oder Massenbuch eingebaut sein sollte. Und tatsächlich wurden die Gefährten Schönrains nach längerer Recherche bei der Familie Haas in Massenbuch fündig.
Mit ihrer Zustimmung wurde das Überbleibsel längst vergangener Tage ausgebaut und ein Mitglied des Vereins, der Steinbildhauer Thomas Haupt (Firma Birk und Förster, Würzburg) machte laut Herrmann aus Steinersatzmörtel zwei Kopien des Sturzes.
Eine davon wurde im Anwesen der Familie Haas eingesetzt, die andere soll laut Herrmann im Frühjahr in die Burgruine Schönrain eingebaut werden. Und das Original bekam das Spessartmuseum.
Dessen Leiter Herbert Bald freute sich über die Leihgabe, die er als „interessantes Stück“ bezeichnete und dankte allen Beteiligten. Während Kuhn vor 35 Jahren davon ausgegangen war, dass es sich bei dem Objekt um einen Türsturz handelt, vermutete Bald am Dienstag aufgrund der Größe (zirka ein Meter mal 40 Zentimeter), dass es einmal der Sturz eines Oberlichts war.
Außerdem widersprach er Kuhns Theorie, das Objekt sei älter als 800 Jahre. Bald datierte den Stein ins 16. Jahrhundert. Zum einen aufgrund des Motivs, zum anderen wegen des Zustands des Sandsteins.
Laut Gertrud Haas war der Stein „schon immer“ in ihrem Anwesen in Massenbuch eingemauert. Ihr Vater, so berichtete sie lachend, habe die Fratze als Kind mit Dreck beworfen und dabei gesagt „guck nicht so dumm“.

Bäume gefällt an der Ruine
Laut Oliver Herrmann fällten die Gefährten Schönrains im vergangenen Jahr einige Bäume im Umfeld der Ruine. Dies sei in Zusammenarbeit mit der Lohrer Firma Siegler-Bau und in Abstimmung mit dem Staatlichen Bauamt und dem Landesamt für Denkmalpflege geschehen.
Mit der Aktion, die sich über mehrere Wochen erstreckt habe, seien mehrere Ziele verfolgt worden. Zum einen habe man das Ruinengelände wieder erlebbar machen wollen, denn große Teile der Gemäuer seien durch den dichten und hohen Bewuchs nicht mehr sichtbar gewesen.
Zum anderen habe das Wurzelwerk der Bäume die Mauerreste in Mitleidenschaft gezogen, der Laubfall der letzten Jahrhunderte habe Mauerlinien überdeckt und die dichten Kronen der Bäume hätten verhindert, dass das Mauerwerk trocknen konnte. Außerdem, so Herrmann, hätte ein umstürzender Baum die Ruine beschädigen können.