Rubrik: Text und Schriftensammlung

Die Halsbacher Schatzsucher

Dass in den Ruinen der alten Burgen und Schlösser noch verborgene Schätze vergraben liegen, ist seit jeher bekannt. Ebenso bekannt ist auch die Lust der Menschen, diese zu heben.

Vor langer Zeit machten sich drei junge Burschen aus Halsbach auf, um nach einem viel besagten Schatz auf der Burg Schönrain zu suchen. Den Schatz konnte man aber nur an einem ganz bestimmten Tag finden und man musste frei von jeglicher Sünde sein. Dies war den Burschen wohl bekannt und so riefen sie die Heilige Cäcilia an, damit diese sie von ihren Sünden befreie.

Wie durch ein Wunder erschien die Heilige bitterlich weinend den drei Schatzsuchern. Die Burschen, die nicht so recht wussten, wie sie ihr Weinen zu deuten hatten, machten sich dennoch auf den Weg zur Ruine und begannen zu graben.

Nach langer Suche stießen sie tatsächlich auf den Schatz. Doch ihre Freude war von kurzer Dauer. Denn auf der Truhe, in welcher der Schatz verborgen ward, saß der Teufel mit einem Prügel in der Hand und fragte “Seid ihr frei von allen Sünden?” “Ja!” antworteten die drei im Chor.

Doch sogleich diese Lüge ausgesprochen ward, erhob der Teufel seinen Prügel und versetzte einem der Burschen einen solch festen Schlag, dass dieser bis ans Ende seiner Tage eine große Beule behielt. Dieser hatte nämlich jüngst einen Sack Kartoffeln gestohlen. Der Schatz verschwand darauf wieder in der Erde und ward bis zum heutigen Tage nicht mehr gefunden.

Auch heute soll der Teufel mit seinem Prügel in der Hand wartend auf seiner Kiste sitzen. Wer weiß, vielleicht gibt es tatsächlich Menschen, die frei von Sünden sind und denen es möglich sein wird, den Schatz zu heben.

Aus der Mainpost vom 02.01.2005